Souveräner Ritter- und
Hospitalorden vom Hl. Johannes zu
Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Der Grossmeister in Bukavu, schauplatz gewaltsamer auseinandersetzungen

Der Grossmeister in Bukavu, schauplatz gewaltsamer auseinandersetzungen
15/02/2010

Die Reise des Großmeisters des Malteserordens, Fra’ Matthew Festing, in die Demokratische Republik des Kongo führte ihn von Donnerstag bis Sonntag nach Bukavu, an die Grenze zu Ruanda. In den Stützpunkten, die Malteser International, das internationale Hilfskorps des Malteserordens, dort eingerichtet hat, informierte er sich über die hier seit 1996 entfalteten humanitären Aktivitäten. Der Großmeister wurde vom Gouverneur der Region empfangen und konnte mit Behördenvertretern über die Lebensbedingungen der Bevölkerung sprechen, die in den letzten Jahren wiederholt schrecklichen Gewaltausbrüchen ausgesetzt war.

Außerordentlich war der Empfang durch die vielen Menschen, die den Großmeister auf allen Etappen seines Besuchs begrüßt haben: Gesänge, Tänze, Geschenke örtlicher Handwerkskunst und herzliche Dankesworte für alles, was der Orden hier geleistet hat, in einer äußerst instabilen Region, in der Frieden und Sicherheit noch jeden Tag auf dem Spiel stehen. Obgleich der fünf Jahre lang andauernde Krieg – mit über fünf Millionen Toten – 2003 offiziell für beendet erklärt worden ist, kommt es nach wie vor zu bewaffneten Auseinadersetzungen zwischen der regulären kongolesischen Armee und irregulären Milizeinheiten aus ehemaligen Soldaten und Stammeskriegern, die mordend und plündernd über das Land herfallen.

Malteser International unterhält in der Region heute 350 medizinische Zentren und 30 Zentren zur Verteilung von Lebensmittel. Es arbeitet eng mit den Diözesen und mit zahlreichen anderen Organisationen zusammen, um der geschundenen Bevölkerung zu helfen. Dank des Einsatzes des internationalen Hilfskorps des Malteserordens haben heute über zweieinhalb Millionen Menschen in der Gegend von Süd-Kivu, Ituri und Eélé Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung, insbesondere bei der Behandlung von Malariaerkrankungen. Im Mittelpunkt der Hilfsprogramme stehen Impfkampagnen, medizinischer und psychologischer Beistand für die Opfer sexueller Gewalt und die Behandlung von Tuberkulose und HIV/AIDS-Erkrankungen. Erheblich sind auch die Bemühungen um die Sicherung der Versorgung der Menschen mit Nahrungsmittel. Jahrelange Spannungen und kriegerische Auseinandersetzungen haben die landwirtschaftliche Produktion in der Region erheblich beeinträchtigt und die Menschen leiden häufig an Unterernährung. Besonders hervorzuheben, ist, was Malteser International weltweit einmalig hier beim Wiederaufbau von Straßen und Brücken leistet. Die Sicherung der Verkehrswege ist unerlässlich für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in den abgelegenen Gegenden und macht es möglich, dass für diese Menschen auch Krankenhäuser, Märkten und die Stadt erreichbar werden.

In Begleitung vom Präsidenten von Malteser International, Nicolas de Cock de Rameyen, vom Vizepräsidenten Thierry de Beaumont-Beynac und vom Generalsekretär Ingo Radtke traf Fra’ Matthew Festing die internationalen und einheimischen Leiter des Hilfsdienstes des Ordens. „Der gesamte Malteserorden dankt Ihnen für Ihre Arbeit und bewundert das, was Sie Tag für Tag hier leisten“, sagte der Großmeister bei seinem Besuch am Sitz von Malteser International in Bukavu. „Wir sind stolz auf Sie und dafür will ich Ihnen aus tiefstem Herzen danken“.

Große soziale Bedeutung hat die Hilfe für Frauen und Mädchen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, ein Verbrechen, das die bewaffneten Banden systematisch anwenden. In einem Land, in dem ca. 5% der Bevölkerung an Aids erkrankt ist, bieten die Ambulanzstationen des Ordens innerhalb von 72 Stunden nach dem Gewaltakt eine Sofortprophylaxe, Tests und Beratung für Schwangere sowie Aufklärungsveranstaltungen. Bis heute konnten über 35.000 Frauen beraten werden. Man schätzt aber, dass lediglich 10% dieser Verbrechen zur Anzeige kommen. Dank der „Advocacy – Initiative“ von Malteser International ist im vergangenen Jahr ein nationales Gesetz angenommen worden, das Vergewaltigung als Delikt definiert.

Ein Teil dieser Projekte stand im Mittelpunkt des Besuches, zu dem Fra’ Matthew Festing am Freitag nach Kaniola – Nzibira kam, wo inzwischen die wichtigsten lokalen Infrastrukturen und medizinischen und humanitären Einrichtungen wiederhergestellt sind. Am Samstag hat er den wieder aufgebauten Teil des Zentralkrankenhauses auf der Insel Idjwj eingeweiht, der größten Binnenseeinsel der Welt mit einer Bevölkerung von über 200.000 Menschen, die nur schwer medizinisch versorgt werden können. Der Wiederaufbau ist von der belgischen Assoziation des Malteserordens mit Unterstützung der belgischen Regierung geleistet worden.

Am Sonntag kam es zu einer Begegnung mit den örtlichen Bischöfen bevor der Großmeister nach Nairobi weiterreiste, wo er von den kenianischen Würdenträgern zur dritten Station seiner Afrikareise erwartet wurde.