Souveräner Ritter- und
Hospitalorden vom Hl. Johannes zu
Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Die Ansprache des Großmeisters an das Diplomatische Korps

Die Ansprache des Großmeisters an das Diplomatische Korps
14/01/2014

Der Großmeister, Fra´ Matthew Festing, hat heute das beim Souveränen Malteserorden akkreditierte Diplomatische Korps zum traditionellen Neujahrsempfang in der Magistralvilla empfangen.

Es folgt nachstehend die Ansprache des Großmeisters in vollem Wortlaut.

Herr Doyen, Exzellenzen, meine Damen, meine Herren,

ich freue mich, Sie heute anlässlich des traditionellen Glückwunschtausches zum Jahresbeginn hier in der Magistralvilla begrüßen zu können: eine gute Gelegenheit, um über das soeben zu Ende gegangene Jahr Rückschau zu halten und um gemeinsam über die weitere Zusammenarbeit zu sprechen. Ich danke Ihnen für die liebenswürdigen Worte der Anerkennung, die mir durch S. Exz. dem Botschafter Nuncio Alfred D´Angieri in seiner erstmaligen Funktion als Doyen des Diplomatischen Korps übermittelt worden sind. Ich möchte an dieser Stelle an seinen Vorgänger, S. Exz. Botschafter Alejandro Valladares Lanza, erinnern, der im vergangenen Oktober verstorben ist.

Erlauben Sie mir, meine besten Wünsche an Sie alle zu richten, an die Staatsoberhäupter und Regierungen, die Sie vertreten, an Ihre Mitarbeiter und Ihre Familien. Besondere Wünsche richte ich an die Botschafter von Serbien, Costa Rica, Togo, Thailand, Portugal, der Russischen Föderation, von Litauen, Kolumbien, Slowakei, Bulgarien, Jordanien, Polen, Montenegro, Honduras und Brasilien, die uns im vergangenen Jahr ihre Beglaubigungsschreiben überreicht haben.

Es ist uns ein ganz besonderes Anliegen, die Bande der Zusammenarbeit und Freundschaft, die zwischen dem Orden und Ihren Ländern bestehen, ständig zu stärken und es hat uns sehr erfreut, im vergangenen Jahr die Präsidenten von Rumänien, Paraguay, Togo und Costa Rica, die Premierminister von Litauen, San-Vincent und Grenadine sowie hochrangige Persönlichkeiten aus Liberia, der Tschechischen Republik, von San Marino, der Organisation Amerikanischer Staaten, der Russischen Föderation und von Palästina empfangen zu können.

Im vergangenen Jahr haben wir ferner Kooperationsabkommen mit El Salvador (19. Juni), Mauritius (14 Oktober) und Serbien (11. Dezember) sowie zwei weitere Abkommen mit der OMS für Mozambique (Januar) und Guinea (November) abgeschlossen.

Den Regierungen des Fürstentum von Monaco und des Königreichs Belgien möchte ich unsere dankbare Anerkennung aussprechen für die 2013 erfolgte Aktivierung der 2012 unterzeichneten Vereinbarungen, durch die die Ordensaktivitäten im Libanon (Monaco) und für das Krankenhaus der Heiligen Familie in Bethlehem (Belgien) unterstützt wurden.

Danken möchte ich ferner auch der Republik von China (Taiwan) für die Unterstützung unserer Aktivitäten in El Salvador.

Der Souveräne Malteserorden dankt der italienischen Republik für die Einladung zur Teilnahme mit anderen Staaten an der Expo 2015, die vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 in Mailand zum Thema „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ stattfinden wird.  Wir werden diese große Gelegenheit nutzen, um die Aufmerksamkeit auf die Fragen zu lenken, die unsere medizinischen, sozialen und humanitären Aktionen im großen Rahmen des „Millenniumsziel“ der Vereinten Nationen leiten.

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Das Jahr 2013 war geprägt durch die Abdankung von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar. Als religiöser Laienorden war der Souveräne Malteserorden durch den nur zwei Tage nach der Messe zum 900ten Jahrestag der offiziellen Anerkennung unseres Ordens von der Ankündigung des Rücktritts besonders betroffen. Als Mitglied unseres Ordens wollte der Papst bei den Feierlichkeiten in der St. Petersbasilika anwesend sein, um den Mitgliedern und Helfern unseres Ordens Worte der Anerkennung und Ermutigung zu sagen. Das wird eine wertvolle Erinnerung an Papst Benedikt XVI. bleiben, der bei vielen Gelegenheiten seine Nähe zu unserer Mission und Aktion gezeigt hat.

Ich möchte auch die großen Bewegung ansprechen, die den Orden durch die Wahl von Papst Franziskus am 13. März berührt hat, dessen Aufruf zur Sorge um die Bedürftigen sich in unserem Leitmotiv „obesquium Pauperum“ wiederfindet. Ich hatte die Ehre, ihm zusammen mit den Leitern unseres Krankenhauses St. Johann Baptist in Rom, anlässlich     der jährlichen Audienz zum Fest des Hl. Johannes im Juni, persönlich zu begegnen. Seine Direktheit und sein ständiger Aufruf gegen die „Globalisierung der Indifferenz“, gegen das Leid der anderen und sein Appell zum Frieden durch Dialog haben in so kurzer Zeit so viele Menschen berührt. Wir wünschen ihm ein langes Leben!

Wir wollen Mons. Pietro Parolin zu seiner neuen Aufgabe als Staatssekretär beglückwünschen. Er weiß um unsere weltweiten Aktivitäten. Ich bin sicher, dass er fortfahren wird zum Wohl der Kirche und der Menschen seinen Auftrag zu erfüllen, „auf der steten Suche nach Frieden und der Achtung der Würde jedes Menschen“.

Das Jahr 2013 war auch für den Souveränen Malteserorden ein bedeutsames Jahr, weil es das neunhundertste Jahr der Verkündung der Bulle „Pie Postulatio voluntatis“ durch Papst Paschalis II. vom 15. Februar 1113 war: ein großes Privileg, weil es die Grundlage unserer institutionellen Identität und unserer Unabhängigkeit ist.

Die Gedenkmesse, vom seinerzeitigen Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone, gefeiert, bei der über 5.000 Mitglieder, freiwillige Helfer, Staatsoberhäupter und Regierungsvertreter uns mit zahlreichen Mitgliedern des diplomatischen Korps durch Ihre Anwesenheit geehrt haben, war für den Souveränen Malteserorden das herausragende Ereignis.

Der Orden hat es stets verstanden, sich den wechselnden Erfordernissen zu stellen und  durch die hohe Qualität und den Standard seines Wirkens Anerkennung zu erfahren. Wie Papst Benedikt uns bei seiner Ansprache am 9. Februar gesagt hat: „Ihr wertvolles und segensreiches Werk, das in unterschiedlichen Bereichen erkennbar ist und in vielen Teilen der Welt wirkt, mit dem Schwerpunkt im Dienst am Kranken, ist nicht einfach nur Philanthropie, sondern Ausdruck und gelebtes Zeugnis der Liebe des Evangeliums“.

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Die Dynamik und Kontinuität der Ordensmission bis in unsere Tage, ist im Verlauf des Jahres 2013 auch in verschiedenen anderen europäischen Ländern durch Gedenkveranstaltungen gefeiert worden.

In Ungarn hat die ungarische Assoziation des Malteserordens den 85ten Jahrestag ihrer Gründung (1928) begangen und den 25ten Jahrestag der Einrichtung des ungarischen Hilfsdienstes des Ordens. Zu diesem Anlass hat vom 11. auf den 13. Oktober in Budapest eine Konferenz über Mittel- und Osteuropa stattgefunden, an der teilzunehmen ich das Privileg hatte. Die Eröffnung hat, in Anwesenheit des Vizepräsidenten des Parlaments, Sándor Lezsák, und des ungarischen Vizepremierministers, Zsolt Semjén,  am Sitz des ungarischen Parlaments stattgefunden. Die über 200 Teilnehmer aus 12 Ländern haben die Gelegenheit genutzt, nicht nur um diese Jubiläen zu feiern sondern auch um sich ein Bild über die vielfachen Ordensaktivitäten in diesem Teil von Europa zu machen.

Im September hatte ich die Ehre in Deutschland an den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des deutschen Hilfsdienstes „Malteser Hilfsdienst“ in Aachen teilzunehmen mit  über 1.700 ehrenamtlichen Helfern, Mitgliedern und Gästen. Beim Festakt wurde eine Videobotschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel übertragen, die das „humanitäre Engagement“ der 48.000 Helfer des Malteserordens gewürdigt hat, die in ganz Deutschland tätig sind.

In Irland hat der Freiwilligendienst des Malteserordens, der sein 75-järiges Bestehen gefeiert hat, beim letzten `Beter Togheter Award“ eine Anerkennung im Schloß von Dublin erfahren, wobei die im vergangenen Jahr für die Gemeinschaft geleistete Arbeit der 4.000 Helfer des Ambulanzdienstes mit 300.000 Km an Fahrdiensten, 12.000 Krankentransporten und 100.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden besonders hervorgehoben wurde.

In Litauen hat die Jugendorganisation des Ordens den 20. Jahrestag ihrer Aktivitäten in Vilnius begangen, wo sie mit der Unterstützung für Alte, Blinde, Behinderte und Kinder aus schwierigen Verhältnissen  einen bedeutsamen Hilfsdienst leistet.

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Wenn wir auf das Jahr 2013 zurückblicken, kommen wir nicht umhin an die tragischen Ereignisse zu erinnern, die einen sofortigen Hilfseinsatz für Gemeinschaften in vielen Teilen der Welt erforderten:

Uns allen sind noch die Bilder der Zerstörungen nach dem verheerenden Taifun Haiyan gegenwärtig, der als der gewaltigste seit Menschengedenken bezeichnet wird, der im vergangenen November zahlreiche Inseln der Philippinen getroffen hat, 6.000 Menschenleben gefordert und nach derzeitigen Schätzungen noch 4,1 Millionen Menschen in Notunterkünften hinterlassen hat.

Der Hilfseinsatz des internationalen Hilfswerkes des Malteserordens, Malteser International, auf den am meisten betroffenen Inseln erfolgte unmittelbar nach der Katastrophe. Mit der Unterstützung der philippinischen Assoziation konnten, trotz der enormen logistischen Schwierigkeiten, die betroffenen Regionen zu erreichen, vor allem die Inseln Samar und Bohol, Überlebens-Kits, Lebensmittel und Kleidung verteilt werden. Nach dem Erhalt von 5 Millionen Euro an Zuwendungen wird der Orden in der Lage sein, in den nächsten zwei Jahren die Wiederaufbauarbeiten in dieser Region aktiv zu unterstützen.

Unsere Magistralpost hat zu diesem Anlass eine Sondermarke herausgebracht, aus deren Einnahmen unsere Hilfsmaßnahmen in dieser Region zusätzlich unterstützt werden.

Das vergangene Jahr war geprägt von der weiterbestehenden Tragödie des Bürgerkriegs in Syrien und dessen Auswirkungen auf die Nachbarländer mit den vielen Flüchtlingen, die zahlreich in die Türkei, in den Libanon, nach Jordanien und in das entfernte Bulgarien gekommen sind.

Der Malteserorden war und ist noch immer stark engagiert, um der großen humanitären Krise zu begegnen, die ihre Ursache in der Flucht der Menschen aus ihrer Heimat hat. Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Libanon 800.000, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Zahl beinahe doppelt so hoch: eine gewaltige Last für die libanesische Bevölkerung, die bei 4 Millionen liegt.

Bis heute konzentriert sich die Hälfte der syrischen Flüchtlinge im Libanon im Norden des Landes, im Bereich des Unterstützungspostens von Khaldieh, den der Orden dort seit 1986 zusammen mit der Kongregation der „Antonius-Schwestern“ unterhält, nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Seit August 2012 ist dieses Zentrum die erste Anlaufstelle für die syrischen Flüchtlinge im Libanon und ist für seinen hohen Standard in der medizinischen, sozialen aber auch psychologischen Betreuung bekannt. Lebensmittel, Hygieneartikel und Überlebens-Kits werden auch in drei weiteren Zentren des Ordens im Libanon verteilt, die die Regionen abdecken, in denen sich syrische Flüchtlinge befinden.

In der Türkei ist im Grenzbereich von Killis, unmittelbar an der Grenze zu Syrien, mit der Einrichtung eines Feldlazaretts eine enge Zusammenarbeit mit örtlichen überkonfessionellen Partnern zustande gekommen. Es wird vom internationalen Hilfswerk des Malteserordens, Malteser International, zusammen mit der Organisation „International Blue Crescent“ unterhalten und versorgt eine wachsende Zahl von Flüchtlingen medizinisch.

Wir freuen uns, dass Malteser International im syrischen Konflikt der wichtigste humanitäre Partner der deutschen Ministerien für Auswärtiges und Zusammenarbeit geworden ist.

Über 10.000 syrische Flüchtlinge haben in Bulgarien Zuflucht gefunden, wo die Botschaft des Ordens eine bedeutende Rolle bei deren Versorgung mit dem Allernotwendigsten gespielt hat, vor allem mit Essensausgaben, Verteilung von Decken und Kleidung und mit der Ausstattung von drei Flüchtlingslagern mit medizinischen Gerätschaften und Medikamenten zur Vorsorge gegen den anbrechenden Winter.

Es ist ermutigend festzustellen, wie die drängende Notwendigkeit den syrischen Flüchtlingen zu helfen dazu geführt hat, die schon bestehenden starken Bindungen des Ordens mit muslimischen und orthodoxen Organisationen weiter zu stärken.

Ich darf an unsere Arbeit in Lampedusa erinnern, wo wir angesichts des tragischen Verlusts an menschlichen Leben im Mittelmeer nicht indifferent bleiben dürfen. Die Migranten versuchen, die Insel Lampedusa oder auch andere Orte an der süditalienischen Küste zu erreichen, in der Hoffnung nach Europa zu kommen. Lampedusa ist in den letzten Jahren zu einem Symbol dramatischer Flucht vor Krieg, Hungersnot und Verfolgung geworden, hin zu einer sichereren Zukunft, die sich aber unter dem Treiben  von Menschenhändlern allzu häufig in Tragödie verwandelt. Gegenüber dem Vorjahr ist 2013 die Zahl der Migranten, die Italien und Malta auf dem Seeweg zu erreichen versuchten, erheblich angewachsen. Nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe waren es 2012 ca. 15.000 Migranten und Asylsuchende, die die beiden Mittelmeerländer erreicht haben. 2013 waren es über 32.000.

Seit 2008 arbeitet der italienische Hilfsdienst des Malteserordens, CISOM, eng mit den italienischen Behörden zusammen bei Rettungs- und Hilfsmaßnahmen für Migranten, die die gefährliche Überquerung des Kanals von Sizilien wagen. Dank der Zusammenarbeit mit der italienischen Küstenwache und der „Guardia di Finanza“ haben unsere spezialisierten Helfer auf den Booten der Zollbehörde über 4.000 Kindern, Männern und Frauen, vielen davon schwanger, medizinischen, materiellen und auch psychologischen Beistand geleistet.

Insgesamt 97 unserer freiwilligen Helfer waren besonders an der Rettungsaktion nach dem Schiffbruch vom 3. Oktober beteiligt, bei dem 350 Migranten ums Leben gekommen sind, die meisten von ihnen Eritreer.

Eine wichtige Leistung wird ebenfalls von den Psychologen des Rettungsdienstes erbracht, die nicht nur die meist traumatisierten Überlebenden zu betreuen haben, sondern auch die Retter selbst, die als erste die Last des psychologischen und emotionalen Schocks bei der Bergung der Körper aus dem Meer erfahren.

In der Zentralafrikanischen Republik haben nach Schätzung der Vereinten Nationen  seit dem Ausbruch der Gewalt im Dezember 2012 über 800.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Ordre de Malte France, der seit 30 Jahren im Land präsent ist und im ganzen Land 14 medizinische Zentren unterhält, hat seine Hilfsleistungen verstärkt und über unsere Botschaft weiteres medizinisches Material an die Krankenhäuser und Kinderkliniken geliefert.

Im Süd Sudan rechnet man – nach Angaben der Vereinten Nationen – mit über 189.000 Menschen, die, nach dem Ausbruch der Gewalt in der Hauptstadt Giuba im Dezember 2013, ihr Zuhause verlassen haben. Das Internationale Hilfswerk des Malteserordens, Malteser International, ist seit über 20 Jahren im Land aktiv und fördert, in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, Hilfsprojekte. Mit diesen Projekten sollen die sanitären Einrichtungen in den südlichen Bundesländern des Süd Sudan verbessert werden.

Infolge der Eskalation der Gewalt im Land erwägt Malteser International, im Landesinneren und an der Grenze zu Uganda ein Nothilfeprogramm für die Flüchtenden einzurichten.

Nach der politischen Krise in Mali von 2012 haben etwa 475.000 Menschen ihre Heimat verlassen. Viele sind über die Grenzen in die Nachbarländer, nach Mauretanien, Niger und Burkina Faso geflohen. In Burkina Faso haben 150 Mitarbeiter des Ordens eine aktive Rolle bei der Hilfsaktion der UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR) übernommen mit der Einrichtung von  acht Ambulanzstationen im Land. Ordre de Malte France hilft ferner auch den in Mali Vertriebenen  mit Medikamenten, Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Kleidung.

Auch die Demokratische Republik des Kongo ist kürzlich von heftigen Gewaltausbrüchen zwischen Rebellen und dem kongolesische Militär getroffen worden, die Zehntausende über die Grenze nach Uganda getrieben haben sowie in die arme und abgelegene Provinz Bundibugyo. Wegen dieser humanitären Krise hat Malteser International vier medizinische Zentren an der Grenze zu Uganda reaktiviert und sie mit Betten, Zelten, Kühlboxen für Impfstoffe, und Medikamenten ausgestattet sowie mobile Ärzteteams für 22.000 Flüchtlinge und die Anwohner der benachbarten Regionen aufgestellt.

Wenn ich über das schreckliche Leid berichte, das durch diese Bürgerkriege über die Menschen kommt, komme ich nicht umhin, auch über das Grauen der sexuellen Gewalt gegenüber Frauen und Kindern in der Demokratischen Republik des Kongo zu sprechen. Mit der weltweit höchsten Rate an Gewaltfällen dieser Art, etwa 1.100 im Monat, handelt  es sich hier offensicht um eine Art Kriegswaffe, mit dem Ziel, die Menschen zu erniedrigen und zu terrorisieren.

Während der Orden seit 1996 in der Demokratischen Republik des Kongo zahlreiche Projekte betreibt, die den Menschen bessere Lebensumstände bringen sollen, hat sich unser Internationales Hilfswerk im Verlauf der letzten zehn Jahre um den medizinischen und psychologischen Beistand für etwa 50.000 Opfer dieser Gewalt bemüht. Zu diesem Zweck besteht eine enge Zusammenarbeit mit 50 lokalen Organisationen und so konnten Fortschritte bei der Ausbildung von Unterstützungsteams erzielt werden, zu denen häufig Frauen gehören, die ihrerseits selbst Opfer von Gewalt waren.

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Trotz der Dringlichkeit dieser Einsätze, vernachlässigt der Orden nicht seine sonstigen Aktivitäten in zahlreichen Ländern der Welt, beginnend mit Haiti, wo Mitarbeiter des Malteserordens weiterhin an Hilfsmaßnahmen arbeiten, um den Menschen zu helfen – wie     in den Schulen und beim Wiederaufbau der Infrastruktur – vier Jahre nach dem verheerenden Erdbeben.

In Asien ist das Internationale Hilfswerk des Malteserordens, Malteser International weiterhin aktiv in Pakistan, Indien, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Vietnam. Das sind Regionen, die häufig von Naturkatastrophen betroffen sind und wo die Vorsorge gegen Katastrophen wichtig ist. Die Projekte reichen von der Entwicklung von Allarmsystemen, über die Wiederaufforstung  von Mangrovenwäldern entlang den Küsten bis hin zu schwimmenden Trinkwasserstationen für den Fall von Überschwemmungen. Eine wichtige Aufgabe ist die Vorbereitung der Menschen auf den Katastrophenfall mit  besonderer Sensibilisierung für die Situation der Menschen mit Behinderung, die bei einem unvorhergesehenen Unglücksfall unweigerlich zu den ersten Opfern zählen.

Im November hat der Souveräne Malteserorden eine zweite Niederlassung seines Hilfswerks, Malteser International, in Miami in Florida eröffnet, um bei Naturkatastrophen auf dem amerikanischen Kontinent besser und effizienter eingreifen zu können. Die in Not geratenen Gemeinschaften werden mit besonderen Entwicklungsprogrammen in engem Zusammenwirken mit unseren diplomatischen Missionen und mit den in fast allen amerikanischen Ländern bestehenden nationalen Assoziationen betreut werden.

Unsere Bemühungen gelten auch den ausgegrenzten Volksgemeinschaften, insbesondere dem Volk der Roma, die größte völkische Minderheit mit etwa 12 Millionen Menschen.

Projekte zugunsten der Roma sind für den Orden nichts Neues, der schon mit zahlreichen Aktivitäten im Wohnungs- und Bildungsbereich in mehreren europäischen Ländern engagiert ist, darunter in Ungarn, Rumänien und Albanien. Im vergangenen Jahr hat der Orden einen Sonderbotschafter ernannt, der die Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen im Rahmen der „Richtlinien des Europarats zur Integration der Roma bis 2020“, über Ausbildung, Beschäftigung, Gesundheit und Unterkunft  koordiniert

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Der Souveräne Malteserorden leistet nicht nur Menschen in Not Hilfe, sondern hat sich stets auch um die Bewahrung des religiösen Erbes bemüht, über das sich ein Volk identifiziert.

Am vergangenen 7. November hatte ich Gelegenheit, vor der Generalversammlung der UNESCO in Paris über die wichtigsten Aktivitäten des Ordens in diesem Bereich zu sprechen.  Diese Aktivitäten gehören zu den Prioritäten des Malteserordens.  Zusammen mit der Europäischen Kommission und der UNESCO, sind so kürzlich  in Paris, Brüssel und in Zypern gemeinsam bedeutsame Initiativen unternommen worden.

Wie ich bei dieser Gelegenheit betont habe, sollte die Bewahrung des religiösen Erbes als lebenswichtiges Element bei der Förderung der sozialen Sicherheit gesehen werden, beim Aufbau des Friedens und der Überwindung von Krisen sowie eine Garantie für sozialen Fortschritt, für die Umwelt und eine maßvolle wirtschaftliche Entwicklung. Die „Richtlinien über die Förderung und den Schutz der Religions- und Glaubensfreiheit“, die am 24. Juni unter Berufung auf das internationale Recht vom Europarat angenommen worden sind, sind ein ermutigendes Beispiel und ein großer Schritt hin zur Achtung der Unterschiedlichkeit, des Respekts und der Toleranz zwischen Menschen verschiedenen Glaubens und der Anerkennung der Universalität der Menschenrechte.

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Exzellenzen,

ich möchte mit der Feststellung abschließen, dass uns, wie vielen anderen auch, bewusst wird, dass die Frage der Identität immer mehr in den Mittelpunkt der großen Auseinandersetzungen rückt. Wir erfahren das in den vielen Bereichen, in denen wir tätig sind, unabhängig davon, ob es sich um ein reiches oder armes Land handelt. Das ist die Folge des Zusammenbruchs der großen Massenideologien, die das internationale Leben im XX. Jhdt. geprägt haben. Die meisten Menschen sind auf der Suche nach kultureller Orientierung, territorialer Identität, religiösem Bezug und spirituellen Werten sowie einer guten Führung durch nationale und internationale Institutionen. Gleichzeitig sehen wir, dass die Globalisierung an ihre Grenzen stößt und die Staaten wieder erstarken. Es gibt Erkenntnisse über eine neue Geopolitik in allen Regionen der Welt, während die innerstaatlichen und interregionalen Konflikte die früheren politischen und wirtschaftlichen Ost-West- und Nord-Südteilungen abgelöst haben.

Aber die Rückkehr der Staaten erfordert auch eine Rückkehr der Diplomaten, weil die Diplomatie das bevorzugte Instrument der Staaten ist. Die Diplomatie von heute kommt auf unterschiedliche Weise zum Tragen: neben der traditionellen Diplomatie gibt es eine kulturelle Diplomatie, eine Wirtschaftsdiplomatie und auch eine humanitäre Diplomatie. Und natürlich gibt es auch die Diplomatie des Heiligen Stuhls, die älteste und am meisten geschätzte.

Der Malteserorden wird sich seiner Rolle weiter treu bleiben, gemäß seiner unabhängigen, unpolitischen und neutralen Natur, indem er Dialogbrücken baut, vermittelnde und mediatisierende Aufträge für die internationale Staatengemeinschaft durchführt, insbesondere für diejenigen Staaten, zu denen er diplomatische Beziehungen unterhält.

In diesem Zusammenhang darf ich erfreut die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Honduras und San Marino im vergangenen Dezember im Magistralpalast erwähnen.

Die Welt von heute – und ich möchte den Souveränen Malteserorden mit einbeziehen – braucht Diplomaten wie Sie, meine Freunde.

Liebe Botschafter und hohe Mitglieder des Diplomatischen Korps, erlauben Sie mir, Ihnen Dank zu sagen für Ihre stete Unterstützung und Mitarbeit bei der Ausübung Ihres Auftrags. Ich entbiete meine aufrichtigen Wünsche jeweils dem Land, das von Ihnen vertreten wird, Ihnen, Ihren Mitarbeitern und Ihren Familien für ein friedliches und erfolgreiches Jahr 2014.