Souveräner Ritter- und
Hospitalorden vom Hl. Johannes zu
Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Rede des Statthalters des Großmeisters vor dem beim Souveränen Malteserorden akkreditierten Diplomatischen Korps

Rede des Statthalters des Großmeisters vor dem beim Souveränen Malteserorden akkreditierten Diplomatischen Korps
09/01/2018

Der Statthalter des Großmeisters, Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, hat heute das beim Souveränen Malteserorden akkreditierte Diplomatische Korps zum traditionellen Neujahrsempfang begrüßt.

Der Statthalter des Großmeisters, Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, hat heute das beim Souveränen Malteserorden akkreditierte Diplomatische Korps zum traditionellen Neujahrsempfang begrüßt.

Der Empfang fand in der Magistralvilla in Rom statt. Es folgt nachstehend die Ansprache des Statthalters des Großmeisters

Herr Doyen, Exzellenzen, meine Damen, meine Herren,

herzlich willkommen! Ich freue mich sehr, Sie heute hier zum traditionellen Austausch von guten Wünschen zum Jahresbeginn willkommen zu heißen. Ich grüße alle Anwesenden herzlich, insbesondere die Botschafter, die erst seit Kurzem als Vertreter bei uns fungieren. Die Audienz findet in diesem Jahr ausnahmsweise im Kapitelsaal der Magistralvilla statt, da in unserer Kirche Santa Maria in Aventino derzeit Restaurierungsarbeiten ausgeführt werden.

Mein aufrichtiger Dank gilt dem Botschafter der Tschechischen Republik, S.E. Pavel Vosalik, für seine ermutigenden Worte und seine Arbeit. Er bleibt uns als wichtiger und aufmerksamer Doyen in Erinnerung, der während seiner diplomatischen Mission in Rom, die leider bald zu Ende geht, voller Engagement und Leidenschaft bewundernswerte Initiativen ins Leben gerufen hat, in deren Mittelpunkt einige der aktuellen Tragödien stehen. Insbesondere möchte ich an die Konferenz zum Thema Kinder als Opfer bewaffneter Konflikte erinnern, die am Weltkindertag letzten Juni stattfand. Ihr Bekenntnis zu gemeinsamen Idealen, lieber Botschafter, das Sie immer wieder erneuert haben, wird uns ebenso fehlen wie Ihre persönlich gelebte Menschlichkeit.

Ich möchte die Gelegenheit heute nutzen, mit Ihnen zusammen auf ein Jahr voller Herausforderungen zurückzublicken: ein Jahr, in dem der Souveräne Malteserorden sich mit großen, völlig neuen humanitären Herausforderungen konfrontiert sah und in vielen Teilen der Welt das Leiden vieler schutzbedürftiger Menschen lindern konnte. Neutralität, Unvoreingenommenheit, Schutz der am stärksten benachteiligten Gruppen in der Gesellschaft und Fürsorge für den Nächsten: Dies sind die Grundprinzipien unseres tausend Jahre alten Auftrags. Für unseren Orden sind die Verteidigung der Menschenrechte und der Schutz der wehrlosesten Menschen – also von Frauen, Kindern, Flüchtlingen, Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen, aber auch religiösen Minderheiten – eine moralische Verpflichtung, die unserem christlichen Charisma umfassend Rechnung trägt und dieses spiegelt.

Im Angesicht der großen humanitären Krisen in vielen, ja, zu vielen Winkeln unseres Planten stehen wir den Opfern mit medizinischer, psychologischer und sozialer Betreuung zur Seite. In den letzten Jahren haben wir uns auf folgende Bereiche konzentriert: die Unterstützung von Migranten und Flüchtlingen, den Kampf gegen Menschenhandel, die Betreuung von Demenzkranken und die Entwicklung neuer Therapien sowie den Kampf gegen endemische Krankheiten.

Unser Auftrag gilt nicht nur im akuten Notfall, er dauert auch dann fort, wenn die Kameras sich schon wieder abgewendet haben und die Lichter erloschen sind. Unser einziges Ziel ist es, für Linderung und Trost zu sorgen und auf jede erdenkliche Art dabei zu helfen, ein soziales Gefüge wiederherzustellen, um unter Krieg, Gewalt, Verfolgung oder Naturkatastrophen leidenden Menschen Hoffnung zu geben.

Die humanitären Aufgaben 2017 waren massiv. Da reicht schon der Blick auf die Anzahl der Opfer weltweit, insbesondere der Kinder, unter denen die Hilfsbedürftigkeit und Wehrlosigkeit am größten sind. 535 Millionen Minderjährige leben in Ländern, in denen durch Menschen oder die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels verursachte Notsituationen herrschen. Dabei denken wir auch an die blutigen Auseinandersetzungen im Südsudan und in Syrien, wo sieben Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs weiterhin Gewalt wütet. Wir gedenken der Opfer der Hungersnot und der Bombardierungen im Jemen und der Krisen aufgrund der Dürre in Somalia, der schlimmsten am Horn von Afrika jemals verzeichneten Dürre.

Die sich daraus ergebenden Migrationsströme sind das tiefgreifendste menschliche Drama unserer Zeit. Zurecht halten wir die internationalen Konventionen über die Individualrechte von Flüchtlingen und Asylsuchenden für große Errungenschaften, die es als zu schützen gilt. Dennoch müssen wir uns aber auch eingestehen, dass diese Instrumente nicht geeignet sind, um Massenvertreibungen sowie massive Fluchtbewegungen und Völkerwandungen zu bewältigen. Dafür müssen neue rechtliche Instrumente erarbeitet werden. Ebenso wenig ist es hinnehmbar, dass ein Flüchtling durchschnittlich mehr als 12 Jahre in einem Lager zubringt. Es muss eine andere auf die aktuellen Herausforderungen zugeschnittene Neuansiedlungspolitik geschaffen werden.

Unsere Aufgabe als eine Einrichtung mit einer Geschichte der humanitären Unterstützung ist es, den Opfern zu helfen, sie aufzunehmen und ihnen Rückhalt zu geben, aber auch jeden Versuch, die Wahrnehmung dieser Wirklichkeit zu manipulieren, zu verurteilen. Wenn unsere ehrenamtlichen Ärzte und Pflegekräfte auf den Schiffen der italienischen Küstenwache und der Marine im Mittelmeer die Hände verzweifelter, erschöpfter und verletzter Menschen ergreifen, ist es ihnen egal, ob diese Hände einem politischen Flüchtling oder Wirtschaftsmigranten, einem Flüchtling christlichen oder muslimischen Glaubens gehören. Ihnen geht es einzig und allein darum, diese Menschen zu retten und vor unmenschlichen Qualen zu bewahren. Dieser Einsatz reicht mittlerweile genau zehn Jahren zurück: 2008 begann das italienische Hilfskorps des Malteserordens mit seinen lebensrettenden Diensten in der Meerenge zwischen Europa und Afrika, die viel zu oft schon für tausende von Migranten zur Todesfalle wurde.

Trotz der schwankenden Anzahl der Menschen, die an der italienischen Küste ankommen, lassen die Migrantenströme von der nordafrikanischen Küste, insbesondere aus Libyen, nicht nach, und der Druck auf Libyen steigt weiter. Der verabscheuungswürdige Menschenhandel nimmt weiter zu. Vorschub leisten ihm die Hoffnung und Verzweiflung der Migranten, die vor ihrer Ankunft in Libyen Wüsten durchquert und Grenzen überwunden haben und nun skrupellosen Menschenhändlern zum Opfer fallen. Zur Bekämpfung dieses schrecklichen Übels, das mittlerweile eine beispiellose Komplexität erreicht hat, haben wir vor Kurzem zwei Botschafter ernannt, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass der illegale Transport von Menschen nicht aus dem Blickfeld gerät. 2016 wurden um die 20 Millionen verzweifelte Menschen illegal transportiert, über 70 % von ihnen waren Frauen und Kinder. Unsere Botschafter engagieren sich in Nigeria, das Ausgangspunkt vieler Opfer von Menschenhandel ist, und in Genf. Sie sollen humanitäre Einrichtungen für das Problem sensibilisieren und zur Umsetzung des Protokolls der Vereinten Nationen zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels beitragen.

Libyen steht kurz vor dem Kollaps. Das ist anhand der Bilder von den vielen, oft illegalen und unzugänglichen, Internierungslagern im ganzen Land zu erkennen. Die Migranten, die von uns jeden Tag gerettet werden und die von der Folter, dem Missbrauch sowie der körperlichen und sexuellen Gewalt berichten, können dies bezeugen. Auch unsere Beauftragten für Libyen, Vertreter ihrer Einrichtungen und der Zivilgesellschaft, berichten dasselbe. Seit mehr als zwei Jahren drängt das Großmagisterium bei Einrichtungen vor Ort und internationalen Delegationen auf die Förderung des Dialogs über humanitäre Themen in Libyen. Das letzte Gespräch einer ganzen Reihe fand vergangenen November in Tunis statt. Es löste eine lebhafte Debatte über Menschenrechtsverstöße und erforderliche lokale, regionale und internationale Strategien aus, die den Schutz des Einzelnen auf der Agenda ganz nach oben schieben. Ebenso wie der Malteserorden angeführt von Großkanzler Albrecht Boeselager, Vertreter der Europäischen Union und der Internationalen Organisation für Migration nahmen auch Vertreter der Vereinten Nationen teil. Die in den Gesprächen erarbeiteten Vorschläge werden in einen konkreten Aktionsplan einfließen. Ziel dieses Plans ist es, den aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Stillstand im Land, der die Bevölkerung und die Infrastruktur des Landes immer weiter schwächt, zu überwinden.

Mit dem Ziel, die libyschen Einrichtungen unter der Führung der international anerkannten Regierung von Tripolis zu stärken, setzen wir unser Engagement unter dem Banner der Operation EUNAVFOR MED (European Union Naval Force Mediterranean) fort. Sie bildet ein Element einer breit angelegten EU-Reaktion auf die Migrationsproblematik. Zusammen mit der italienischen Küstenwache führen wir für Angehörige der libyschen Küstenwache Lehrgänge zum Thema „Suche und Rettung auf dem Meer“ durch. Zwei Lehrgänge an Bord der „San Giorgio“ und am italienischen Militärstützpunkt Tarent wurden bereits durchgeführt. An diesen nahmen rund 160 Mitglieder der libyschen Marine und Küstenwache teil. Von unserem italienischen Hilfskorps wird derzeit ein dritter Lehrgang vorbereitet.

Natürlich sind diese Initiativen nur ein Tropfen im Ozean der Grausamkeiten und Erniedrigungen, von denen unsere Ära Zeugnis ablegt. Trotzdem werden wir uns weiterhin bemühen, dieses schreckliche menschliche Leid zumindest etwas zu lindern. Irgendwo werden wir für unsere Bemühungen vielleicht mit wieder lächelnden Familien, Kindern oder Müttern belohnt. Genau das ist die Motivation unserer 80.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Ein weiterer Schwerpunkt unseres Engagements sind die Unterstützung und Integration von Migranten und Flüchtlingen. Allein in Deutschland kann der Malteserorden auf das unermüdliche Engagement von 5.000 freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen, die in diesem Bereich in rund 100 Einrichtungen im ganzen Land tätig sind. Unsere Freiwilligen in Deutschland können auf 25 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Sie haben umfassende Kurse für die Eingliederung in die Gesellschaft erarbeitet, die bereits Früchte tragen. Diese Initiativen wurden kürzlich vom Malteser Hilfsdienst in einem ausführlichen Bericht über Migration mit einem kognitiven Tool basierend auf wissenschaftlichen Daten und Zahlenmaterial anstelle emotionaler, unwissenschaftlicher Antworten veranschaulicht. Eine aktuelle bedeutende Anerkennung der Arbeit des Malteserordens in Deutschland führte zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Souveränen Malteserorden, die durch den Amtsbesuch von Außenminister Sigmar Gabriel im November in Rom offiziell gemacht wurden.

Das Engagement unserer Freiwilligen kennt weder Mauern noch geografische Entfernungen. Medizinische Teams kommen an den Hauptschauplätzen von Krieg im Nahen Osten zum Einsatz, um mit den verheerenden Auswirkungen des Konflikts in Syrien fertig zu werden. In der Türkei sorgt ein Krankenhaus an der Grenze zu Syrien dafür, dass die vor den Gräueltaten Geflohenen sofort medizinisch versorgt werden. Unsere internationale Hilfsorganisation Malteser International unterstützt zudem Projekte, um Schulabbrüchen bei minderjährigen Flüchtlingen entgegenzuwirken und ihnen den Zugang zu Grundschulbildung zu ermöglichen. Im Irak unterhält unsere internationale Hilfsorganisation mobile Praxen, die zu Flüchtlingslagern fahren und die Verletzten erstversorgen.

Im Libanon leisten unsere elf medizinischen Zentren und vier mobilen Praxen täglich ärztliche und soziale Dienste für syrische Flüchtlinge und die Menschen vor Ort. Ziel unserer humanitären Interventionen ist nicht nur, den Opfern von Tragödien und Kriegen zu helfen, sondern auch die Aufnahmebevölkerung zu unterstützen, die oftmals überlastet und verarmt ist. Der libanesische Präsident, Michel Naim Aoun, der letzten Oktober eine von mir angeführte Delegation empfing, fand anerkennende Worte für unser Engagement. Während unseres Besuchs betonte er, wie wichtig unsere medizinischen und humanitären Projekte in seinem Land seien.

Durch unser diplomatisches Netzwerk, das auch unsere Missionen bei den Organisationen der Vereinten Nationen umfasst, spielt unser Orden eine aktive Rolle im globalen Flüchtlings- und Migrationspakt der Vereinten Nationen. Unter der Federführung der UN-Vollversammlung wird diese erste zwischenstaatliche Vereinbarung zu diesem Thema derzeit vorbereitet. Die Vorschläge des Pakts sollen auf der nächsten internationalen Konferenz zum Thema Migration vor Jahresende 2018 angenommen werden. Eine weitere Thematik, auf die unsere Bemühungen in diplomatischen Kreisen ausgerichtet sind, ist die besondere Rolle von religiösen Organisationen bei der Rettung und Unterstützung betroffener Gemeinschaften in Kriegsschauplätzen. Aufbauend auf den Ergebnissen des Weltgipfels für humanitäre Hilfe 2016 setzen wir unsere Bemühungen im Hinblick auf die Anerkennung dieser von religiösen Organisationen und Einrichtungen getätigten wichtigen Arbeit fort.

Mit verschiedensten Maßnahmen sind unsere Hilfs- und Aufnahmeeinrichtungen auch in Afrika, insbesondere in Uganda vertreten, wo die Zahl der Flüchtlinge aus dem Nachbarstaat Südsudan mittlerweile die Million überschritten hat. Seit über 20 Jahren beteiligt sich Malteser International vor Ort in diesen Ländern am Kampf gegen epidemische Krankheiten und Nahrungsmittelunsicherheit. Die Dürre führt zu einer Verschlimmerung der Lebensbedingungen in Nord-Kenia. Malteser International unterstützt hier ein medizinisches Zentrum, das Essen an unterernährte Kinder und rund 2.500 Familien ausgibt. 2017 feierte unser Zentrum in Südafrika sein 25-jähriges Bestehen. Dort werden HIV-Patienten und ihre Familien medizinisch und sozial betreut sowie ein Waisenhaus für Kinder betrieben, deren Eltern an der Krankheit gestorben sind. Aus diesem Anlass reiste letzten Oktober der Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel an und sprach über das langfristige Engagement des Ordens für die Bedürftigen. Als weiteres Beispiel sei das Central Hospital des Malteserordens (CHOM) im senegalesischen Dakar genannt, das 2017 auf fünfzig Jahre Hilfe und Unterstützung zurückblicken konnte.

Während des erst kürzlich stattfindenden Besuchs des Großhospitaliers in Moskau zählte auch die Hilfe im Nahen Osten und in Afrika zu den mit den russischen Behörden erörterten Themen. Im Rahmen einer gemeinsamen Kunstausstellung in Rom, in der vierzig großartige Ikonen gezeigt wurden, wurde der 25 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen dem Souveränen Malteserorden und der Russischen Föderation gedacht.

Vor ein paar Monaten zerstörte Hurrikan Harvey in den Vereinigten Staaten ganze Landstriche und die texanische Küste. Das Ausmaß der Schäden ist immens. Von den drei amerikanischen Assoziationen des Malteserordens wurden Rettungsmaßnahmen für die Opfer koordiniert. Nach Hurrikan Irma, der über Kuba hinweg zog, sorgten die Behörden vor Ort und die Caritas in Kuba für über 100 Tonnen Lebensmittel und Medikamente, die in den am härtesten getroffenen Regionen der Insel verteilt wurden.

Und in Italien eilten nach den Erdbeben in den zentralen Regionen unsere Ehrenamtlichen zu Hilfe und kümmern sich nach wie vor um die Bedürfnisse der betroffenen Gemeinden.

Ich möchte an dieser Stelle aus der Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus zitieren: „Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten.“ Er mahnt an, die ethischen und sozialen Aspekte und Auswirkungen des neuen Entwicklungs- und Fortschrittsparadigmas kurz-, mittel- und langfristig zu betrachten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sich der verheerenden Auswirkungen des Klimawandels bewusst. Aus diesem Grund zielen viele Programme darauf ab, Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme vorzubeugen und auf diese vorbereitet zu sein. In Mittelamerika führen unsere Assoziationen und Botschaften die Entwicklung wichtiger Gesundheitsprojekte fort. Leider kann ich die lobenswerten Initiativen nicht alle auflisten. Daher will ich an dieser Stelle lediglich die medizinische Mission nennen, in deren Rahmen 2017 75 Fachärztinnen und -ärzte, unterstützt von unseren Assoziationen auf Kuba und in der Dominikanischen Republik, über tausend Kranke in einem Armenviertel der Dominikanischen Republik versorgten. Und das ist kein einzelnes Projekt: Seit über 15 Jahren organisiert unsere kubanische Assoziation, die ihren Sitz in Miami hat, diese Missionen und leistet nicht nur ärztliche Untersuchungen, sondern verteilt auch kostenlos Medikamente in großen Mengen. Während der Heiligen Woche organisierten unsere Assoziation und unsere Botschaft in El Salvador zusammen mit der Fondacion Barraquer aus Barcelona eine Gesundheitskampagne, in deren Rahmen hunderte an grauem Star erkrankte Patienten aus benachteiligten Verhältnissen, denen die Blindheit drohte, operiert wurden. In Costa Rica entwickeln und verändern wir nach der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung mit der Regierung im vergangenen Juli unsere soziale, humanitäre und medizinische Zusammenarbeit und konzentrieren uns dabei insbesondere auf die Bereiche Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit und Katastrophenrisikominderung.

In Timor-Leste, einem der ärmsten Länder Südasiens, hat der Malteserorden über unsere Botschaft zuletzt eine neue primärmedizinische Versorgungsstation eröffnet, in der sich insbesondere um Frauen und Kinder gekümmert wird. In einem Land, in dem eins von sechs Kindern nicht einmal ein Jahr alt wird, weil sie an heilbaren Krankheiten und Unterernährung sterben, dient die Polyklinik als Richtwert im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität in den örtlichen Kommunen. Im auch auf dem asiatischen Kontinent gelegenen Myanmar sind wir seit über 15 Jahren präsent. Dort kümmern wir uns um die Vertriebenen im Rakhaing-Staat. Erst kürzlich erinnerte Papst Franziskus während seines Besuchs der Region daran, wie wichtig diese Hilfe für die Flüchtlinge sei, die ein Leben voller Verzweiflung leben. Wir haben außerdem mit der Kommission des Indischen Ozeans eine Kooperationsvereinbarung über Gesundheitsversorgung und medizinische Hilfe unterzeichnet.

Zur Bekräftigung des zunehmenden Engagements des Malteserordens auf dem asiatischen Kontinent haben wir im vergangenen Jahr in Singapur ein erstes Sommerlager für junge Menschen mit Behinderungen organisiert. Die Teilnehmer kamen aus Australien, von den Philippinen, aus Thailand, Hongkong und Singapur. Neben den nationalen Camps in vielen Ländern bieten wir auch unser jährliches internationales Sommerlager für junge Menschen mit Behinderungen an. Seit 30 Jahren organisiert der Orden mittlerweile dieses Lager, und zwar jedes Jahr in einem anderen Land in Europa. In diesem Sommer fand es im Juli in Österreich statt. An das Lager habe ich positive und glückliche Erinnerungen, die ich mit dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen bei seinem offiziellen Besuch im letzten November in der Magistralvilla geteilt habe.

Seit nunmehr 90 Jahren gilt das klare Engagement des Ordre de Malte France dem Kampf gegen gesellschaftliche Ausgrenzung, der Betreuung von Wohnungslosen in den städtischen Außenbezirken, der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und dem Beitrag zur Erforschung der Hansen-Krankheit. Der Ordre de Malte France führt nicht nur zahlreiche Aktivitäten in Frankreich durch, sondern ist auch im westlichen Afrika präsent, wo er etliche Praxen und Kliniken betreibt, sowie in Südostasien mit Projekten in Laos, Vietnam und Kambodscha. Auch in Palästina bietet die Französische Assoziation einen unverzichtbaren Dienst für Mütter am Krankenhaus zur Heiligen Familie zu Bethlehem, wo im vergangenen Jahr 4.000 Babys das Licht der Welt erblickten. Die Einrichtung, die nur wenige hundert Meter von der Geburtskirche entfernt liegt, beherbergt auch die einzige Neugeborenen-Intensivstation in der Region.

Zu zahlreich und zu breit gefächert sind unsere Projekte in Europa, ebenso die vielen Partnerschaften und Aktivitäten, die wir zusammen mit Staaten und Organisationen durchführen, als dass ich sie hier alle aufzählen könnte. Dennoch möchte ich betonen, wie erfreut wir sind, dass die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ländern so gut klappt.

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Das gerade zu Ende gegangene Jahr ist auch für den Orden ein schwieriges gewesen. Wir haben eine Reform unserer Verfassung angestoßen, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird und viel Engagement erfordert. Wie ich bereits Papst Franziskus während meiner Audienz bei ihm letzten Juni gegenüber erwähnte, soll eine möglichst integrative Zusammensetzung erreicht werden, und zwar aufbauend auf der Stärkung unserer Spiritualität und unserer Leitungsebene, um mit der Zeit Schritt halten und die aktuellen humanitären Herausforderungen besser bewältigen zu können. Ein spezieller Lehrgang zu diesem Thema wird nächsten Monat hier in Rom stattfinden. Anfang Mai kommt ein Großer Staatsrat zusammen, auf dem der neue Großmeister oder Statthalter gewählt werden soll. Diese Wahl findet vor unserer traditionellen internationalen Wallfahrt nach Lourdes statt.

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Bevor ich zum Ende komme, möchte ich voller Dankbarkeit an Guillermo León Escobar, ausgezeichneter Botschafter Kolumbiens, erinnern, der kürzlich verstorben ist. Unsere Gedanken und Gebete sind mit seiner Familie.

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Geschätzte Botschafter, die humanitäre Arbeit, die der Malteserorden leistet, ist weitreichend und umfassend. Ohne Ihre diplomatischen Bemühungen und Ihre wertvollen Anregungen wäre sie nicht so wirksam, wie sie ist. Am Abend des 70. Jahrestags der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte möchte ich Ihnen allen für Ihre Beiträge danken, mit denen Sie das humanitäre Engagement des Souveränen Malteserordens unterstützen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien alles Gute für 2018 und habe die Hoffnung, dass dieses Jahr Frieden bringt und Segen für die Menschheit und dass die Wunden aller geheilt werden können, die unter Schmerzen leiden.